An der Geschäftsstelle des FC Schalke 04 heulte gestern Mittag die Alarmanlage. Zwar handelte es sich auf Nachfrage um einen Fehlalarm am Karfreitag, aber die Symbolik passt durchaus ins Bild. Nach dem schlappen Auftritt im Europa-League-Viertelfinale bei Ajax Amsterdam (0:2) herrscht bei den Königsblauen Alarmstimmung. Und das nicht nur wegen des drohenden Ausscheidens gegen die Niederländer, sondern auch wegen der Kritik von Kapitän Benedikt Höwedes.
Schalkes Spielführer, der sich neben Torwart Ralf Fährmann als einziger Profi energisch gegen die Ajax-Übermacht wehrte, hatte schon in den Minuten vor dem Anpfiff des Viertelfinales geahnt, dass es für sein Team nicht gut ausgehen würde. „Wir hatten schon beim Aufwärmen nicht die Körpersprache, die heute verlangt wurde – das hat sich leider Gottes auch mit ins Spiel übertragen“, grantelte Höwedes nach der Pleite.
Vorgaben erneut nicht umgesetzt
Trainer Markus Weinzierl widerspricht der Kritik seines Kapitäns am Tag danach. „Das mit der Körpersprache ist neu für mich. Ich habe das anders empfunden.“ Unterschiedliche Wahrnehmungen auf Schalke. Ralf Fährmann dazu: „Aus meiner Sicht ist das mit der Körpersprache schwierig zu sagen, weil ich mich getrennt von der Mannschaft warmmache.“ Auf Nachfrage zur vermeintlich fehlenden Spannung vor dem Anpfiff meinte Fährmann: „In der Kabine habe ich nichts gespürt.“
Dafür spürten Fährmann & Co. zur Pause etwas. In der Kabine rappelte es. Höwedes: „Es sind klare Worte gefallen. Allerdings haben wir danach nicht viel besser gemacht, was traurig war.“ Und was Fragen aufwirft. Zum wiederholten Mal ist es den Schalkern im Saisonverlauf passiert, dass sie klar besprochene Vorgaben und Strategien nicht auf den Rasen transportiert bekommen. Liegt das an Überheblichkeit, Leichtsinn oder fehlender Konzentration? Oder an der Kommunikation?
Sportvorstand Christian Heidel: „Fakt ist, dass vom Trainer angesprochene Dinge, wie zum Beispiel energisch in die Zweikämpfe zu kommen, nicht umgesetzt wurden.“ Weinzierl hatte seiner Defensive unter anderem die Marschroute mit auf den Weg gegeben, den flinken Amin Younes mit zwei oder drei Leuten einzuengen. Younes wirbelte nach Belieben. „Wir haben Videos gezeigt“
Weinzierl gab sich auf die Frage, ob es ihn nervt, immer wieder bei Null zu beginnen, sehr diplomatisch: „Es wäre wünschenswert, dass immer alle Vorgaben eins zu eins umgesetzt werden.“ Zur Anmerkung von Benedikt Höwedes, der sich überrascht vom Ajax-Tempo zeigte, meint Weinzierl: „Wir haben Ajax beobachtet und von jedem einzelnen Spieler Videos gezeigt. Es war klar, dass Leute wie Traoré oder Younes den Unterschied ausmachen können.“ Und so ist der gute Weg, auf dem sich Schalke wähnte, wieder unterbrochen.
„Immer, wenn man meint, es läuft besser, gibt es eins auf den Deckel. Das war nach unserem Derby gegen Dortmund so. Und es war nach dem Wolfsburg-Sieg so“, bemängelt der Trainer.
Im Umkehrschluss müsste beim Auswärtsspiel am Sonntag in Darmstadt (17.30 Uhr/Sky) jetzt ein S04-Leistungsschub folgen. Beim Kampf um die Euro-League-Plätze darf sich das Team nichts mehr erlauben. Schon gar nicht beim Tabellenletzten. „Wir haben nur wenige Tage zum Aufrichten und brauchen in Darmstadt alles, was wir haben“, sagt Weinzierl. Am kommenden Donnerstag im Rückspiel gegen Amsterdam (21.05 Uhr/Sport 1) muss es dann noch etwas mehr sein, um das Halbfinale zu erreichen. „Wir haben in Gladbach schon mal ein 0:2 aufgeholt und sind weitergekommen.“ Zumindest hat Weinzierl seinen Optimismus noch nicht verloren.